Onlinebefragung Dezember 2020
Fair Trade auch für Uns!
Erzeugerbefragung zur Preisentwicklung und -gestaltung bei Biobeeren
Ende 2020 wurde durch das EIP-Projekt „Biobeeren“ (www.bioobstmarkt.de) eine deutschlandweite Onlinebefragung zu den aktuellen Nettoerzeugerpreisen bei Biobeerenobst durchgeführt. Hintergrund der Umfrage war, einen realistischen Preis der Erzeugnisse zu eruieren, um ihn in die Diskussion mit den Verbänden, Vermarktern und Verarbeitern einbringen zu können.
In Deutschland werden immer mehr BIO-Milchprodukte, -Säfte und -Konfitüren mit Beeren verkauft. Dabei stammen die wenigsten Beeren aus heimischem Anbau, sondern meist aus Billig-Lohn-Ländern. Oft werden die Erzeugnisse dabei von den Bioverbänden re-zertifiziert. Der Grund ist der Preis. Weil wir in Deutschland nicht mit diesen Preisen mithalten können, entsteht auch kein ausreichendes Angebot – das reicht natürlich bereits als Begründung für Billig-Importe. Dies gilt vor allem für das von Hand geerntete Weichobst wie z.B. Erdbeeren, Himbeeren, Brombeeren und Heidelbeeren. Da an der Stelle immer viel über den Mindestlohn diskutiert wird, sollte diesmal herausgefunden werden, wo eigentlich der Mindestpreis für die Erzeuger liegt. Denn Zahlen und Fakten direkt von den Erzeugern sind wichtige Argumente für Anbau und Vermarktung. Üblicherweise wird bei Umfragen zu Preisen für landwirtschaftliche Erzeugnisse nach den erzielten Erlösen oder Auszahlungspreisen gefragt. Diesmal wurde mit der Preisfindung an der Basis, bei den Erzeugern begonnen. Auch für den Frischmarkt. So konnte ein realistisches Bild aus der Sicht der Erzeuger erstellt werden.
Viele Betriebe haben an der Umfrage teilgenommen. 32 Bögen konnten vollständig ausgewertet werden. Zunächst wurde die Gesamtgröße und die anteilige Beerenobstfläche der Teilnehmer aufgeschlüsselt. Es folgten die Vermarktungswege. 63% der Teilnehmer haben eine Direktvermarktung, 56% Vermarkten an Wiederverkäufer (Abokisten, andere Erzeuger, Filialen, etc.) und 53% an den Großhandel. Bei der Preisabfrage wurde in drei Kategorien unterteilt: Handernte für den Frischmarkt, Handernte für Verarbeitungsware und Maschinenernte für Verarbeitungsware. Aus den Antworten wurden die bereinigten Mittelwerte für die unterschiedlichen Kulturen berechnet (siehe Präsentation). Im Weiteren wurde nach der Zufriedenheit der Erzeuger mit den gezahlten Nettoerzeugerpreisen gefragt. Auf einer Skala von 1-5 (1 = Sehr zufrieden, 5 = Sehr unzufrieden) waren 6% der Befragten „sehr unzufrieden“, 16% „unzufrieden“, 50% „mittelmäßig“ und 28% „zufrieden“. „Sehr zufrieden“ wurde kein einziges Mal genannt (0%). Als möglicher Zusammenhang zwischen der Vermarktungsform und der Zufriedenheit mit den ausgezahlten Preisen wurde festgestellt, dass alle Betriebe die hier „sehr unzufrieden“ nannten, keine Direktvermarktung und keine Vermarktung an Wiederverkäufer (Abokisten, andere Erzeuger, Filialen, etc.) hatten. Bei der Nennung von „sehr zufrieden“ hatten jeweils 2/3 der Befragten eine Direktvermarktung und eine Vermarktung an Wiederverkäufer (Abokisten, andere Erzeuger, Filialen, etc.). Auf die Frage, was die Teilnehmer auf ihren Betrieben bräuchten, um den Beerenanbau auf Ihren Flächen zu erweitern, nannten 56% höhere Preise. 44% bräuchten eine höhere Nachfrage, 22% wünschen sich eine Bündelung bzw. organisierte Vermarktung und 16% eine bessere Beratung. 38% der Befragten sind mit der Situation zufrieden.
Die Ergebnisse der Umfrage wurden von Stefan Volgenandt (Staatliche Lehr- und Versuchsanstalt für Wein- und Obstbau Weinsberg) auf der Öko-Beerenobsttagung am 01. März 2021 vorgestellt.