Pheromon-Verwirrung gegen den Johannisbeerglasflügler – Validierung des Systems

Von Birgit Künstler, Beratungsdienst Ökologischer Obstbau

 

Der Johannisbeerglasflügler (Synanthedon tipuliformis) ist einer der Hauptschädlinge, der an Johannisbeeren auftritt. Sein Schaden führt zu Triebausfällen sowohl im Tafelwarenanbau als auch in Industrie-Johannisbeeren. In trockenen, heißen Jahren zeigen befallene Triebe bereits im Herbst erste Welke-Symptome, bei ausreichender Wasserversorgung zeigt sich der Befall erst im darauffolgenden Frühjahr. Die Johannisbeer-Trauben an geschädigten Trieben neigen zu verstärktem Verrieseln oder Vertrocknen kurz vor der Ernte. In der Neckar-Region sind v.a. Anlagen mit schwarzen Sorten für die Industrieverarbeitung von den Schäden betroffen, aber auch Anlagen mit frühreifenden roten Tafelsorten wie z.B. ‚Jonkheer van Tets‘.

Abb. 1: Welkesymptome in Dreiasthecke
Abb. 1: Welkesymptome in Dreiasthecke
Abb. 2: geschädigte Triebe in Anlagen für Industrieobst
Abb. 2: geschädigte Triebe in Anlagen für Industrieobst
Abb. 3: Pheromondispenser Isonet Z
Abb. 3: Pheromondispenser Isonet Z

Eine direkte Bekämpfung des Johannisbeer-Glasflüglers mit (Bio-) Insektiziden ist nicht möglich. Die einzige wirksame direkte Bekämpfungsmaßnahme ist das konsequente Ausschneiden und die Vernichtung welkender Triebe. Eine weitere Möglichkeit stellt das Abfangen der Falter mittels eines Saft-Melasse-Sirup-Gemischs dar, dies ist jedoch mit einem hohen Zeitaufwand für das wöchentliche Wechseln der Fangflüssigkeit verbunden.

Interessant für die Regulierung (nicht nur im Bio-Obstbereich) erscheint das biotechnische Verwirrungsverfahren, welches in anderen Ländern wohl seit vielen Jahren mit Erfolg eingesetzt wird. Vor Beginn des Falterfluges werden dabei je ha ca. 300 Pheromon-Dispenser aufgehängt. In Deutschland ist dieses Verfahren aktuell nicht zugelassen. Allerdings konnte im Jahr 2021 bundesweit infolge einer Art. 53 Notfallzulassung für das Produkt Isonet Z das Pheromon-Verwirrverfahren zur Bekämpfung des Johannisbeerglasflüglers angewandt werden.

Abb. 4: Pheromonfalle in Johannisbeeranlage
Abb. 4: Pheromonfalle in Johannisbeeranlage
Abb. 5: Johannisbeerglasflügler auf Leimboden
Abb. 5: Johannisbeerglasflügler auf Leimboden
Abb. 6: Fallenfänge in nicht verwirrten Anlagen
Abb. 6: Fallenfänge in nicht verwirrten Anlagen

Damit eröffnete sich die Möglichkeit auch in Deutschland die Pheromon-Verwirrung für diesen wichtigen Schädling zu validieren. Dazu wurde im Rahmen dieses Projektes im Jahr 2021 in zwei Bio-Betrieben in der Neckar-Region (1 Betrieb mit Tafelware, 1 Betrieb mit Industrieobst) die Pheromon-Verwirrung auf einigen Parzellen ausgebracht und mit der Erfassung der Fallenfänge mittels Pheromonfallen an zwei Bonitur-Terminen begonnen. Das Monitoring der Falter gibt zwar Aufschluss über den Flugverlauf der Falter, nicht jedoch über das tatsächliche Befallsgeschehen in einer Anlage.

Diese ersten Untersuchungen zeigten, dass in verwirrten Parzellen keine oder nur geringe Rückfänge in Pheromonfallen zu beobachten waren, bei gleichzeitig hohen Fallenfängen in nicht verwirrten Parzellen. Mit Befallserhebungen soll im Jahr 2022 begonnen werden. Für eine endgültige Validierung des Systems sind weitere Jahre nötig, dies soll u.a. auch mit dem Falterflug-Monitoring im Jahr 2022 weitergeführt werden, falls der auch in 2022 gestellte Antrag für Isonet Z nach Art. 53 beim BVL zur Genehmigung kommt.

 

Hier gibt es noch einen Artikel zum Thema Johannisbeerglasflügler. Erschienen in OBSTBAU 2/2022